Tusche auf Papier, 40×40 cm
Das Gemälde „Der Knabe mit den Kirschen“ (ca. 1858/59) zählt zu den frühen Werken Édouard Manets und verdeutlicht bereits seinen Bruch mit akademischen Konventionen. Statt einer idealisierten, allegorischen Darstellung wählt Manet ein schlichtes, alltägliches Sujet: ein Junge mit einem Strohhut, der Kirschen präsentiert. Die Komposition ist bewusst reduziert – der neutrale Hintergrund lenkt alle Aufmerksamkeit auf Figur und Frucht.
Kunsthistorisch bemerkenswert ist die Lichtführung und Farbsetzung: Die leuchtend roten Kirschen bilden einen starken Kontrast zur gedämpften Farbigkeit des Knaben und betonen so die Sinnlichkeit des Motivs. Die lockere, sichtbare Pinselführung verweist bereits auf den späteren Impressionismus, auch wenn das Werk noch stark im Realismus verankert ist.
Das Bild zeigt Manets Interesse an der unmittelbaren Wirklichkeit und seiner Hinwendung zum Genrebild statt zu mythologischen oder historischen Themen, wie sie in der akademischen Malerei dominierend waren. Gleichzeitig deutet es seine spätere Rolle als Wegbereiter der modernen Malerei an, indem er das scheinbar Nebensächliche ins Zentrum stellt.
Das Bild befindet sich im Museu Calouste Gulbenkian in Lissabon.
Bildquelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:%C3%89douard_Manet_-_Boy_with_Cherries.jpg