Glück und Glas

Mischtechnik auf Papier, 40 × 40 cm


Die Redewendung „Glück und Glas, wie leicht bricht das“ geht auf eine antike Sentenz zurück und ist eine volkstümliche Übertragung des lateinischen Ausspruchs „Fortuna vitrea est: tum cum splendet, frangitur.“ (wörtlich: „Das Glück ist aus Glas: Dann, wenn es glänzt, zerbricht es auch“), der dem römischen Sentenzenautor Publilius Syrus (1. Jahrhundert v. Chr.) zugeschrieben wird.

Diese Metapher vergleicht Glück (Fortuna) mit Glas: beides ist schön, glänzend und zugleich zerbrechlich. Wenn Glück „sichtbar“ ist (es «glänzt»), ist es auch besonders verwundbar — das Sprichwort warnt also vor Eitelkeit, Übermut und der Vergänglichkeit guter Zeiten. Die „Fortuna“ (Schicksal/Glück) wurde schon in der Antike oft als unbeständig und launenhaft beschrieben. Das Sprichwort ist daher eine Mahnung, das Glück nicht als selbstverständlich anzusehen und sich seiner Vergänglichkeit bewusst zu sein. Glas ist transparent und strahlend, was das Glänzende und Schöne des Glücks symbolisiert. Gleichzeitig ist es extrem fragil und kann durch den kleinsten Stoß oder unachtsamen Umgang unwiderruflich zerbrechen und zersplittern. Im Mittelalter waren Gläser oft ein wertvoller Besitz, dessen Verlust schmerzlich war und symbolisch für die Unsicherheit des Lebens stand.

Die lateinische Sentenz wurde im Lauf der Sprachgeschichte in volkstümliche Formen übertragen. Die deutsche Variante „Glück und Glas, wie leicht (bald) bricht das“ ist eine eingängige, gereimte und alliterierende Formulierung (Glück/Glas) — solche metrisch einprägsamen Versionen verbreiten sich leicht mündlich und wurden in Sprichwortsammlungen aufgenommen.

Die zugeschriebene lateinische Form (aus den Sententiae des Publilius Syrus) ist der früheste belegte Ausgangspunkt. Im Laufe der Zeit wurde dieser Gedanke in vielen europäischen Sprachen übernommen und zu einprägsamen Sprichwörtern geformt. Im Deutschen erhielt es die bekannte Reimform („Glas“ – „das“), was es besonders merkfähig macht. Die deutschsprachige Form erscheint seit langem in Sammlungen und Schulbüchern als feststehendes Sprichwort (Varianten: „wie leicht“ / „wie bald“).